Oberhesssische Presse 08.10.2004

"Künstler erschrecken und mahnen"

Multimedia-Performance

westermann und hubl
Maler Bert-Hubl (rechts) steht mit Filmemacher
Heinz Westermann vor einem seiner Bilder.

                                                                  Foto: Westermann

                                          
Von Martina Westermann

Lixfeld. Annähernd 100 Kunstinteressierte erlebten am Wochenende im Angelburger Kunst- und Kulturhaus die Multimedia-Performance „Visionen werden zur Wirklichkeit“.

An zwei Tagen präsentierte der Verein zur Bert-Hubl Kunstförderung ein eindrucksvolles multimediales Kunsterlebnis, das die visionäre Kraft Bert-Hubls auf eine ganz neue Weise erkennbar werden ließ.
Gezeigt wurde eine Auswahl aus dem zwischen 1952 und heute entstandenen Gesamtwerk des Künstlers Bert-Hubl.

Mit der ihm eigenen „Hub-Ars in Vidi-Art“ – drehbare Arbeiten mit zwei bis vierseitiger Bildaussage – präsentiert der Künstler dem Betrachter einen Abriss über das gesamte Spektrum menschlicher, technischer, ökologischer und mentaler Problemstellungen.
In kunstgeschichtlich weltweit einzigartiger Weise zeichnet Bert-Hubl in fünf Zyklen den Weg des Lebens vom Dasein zum Nichtsein nach.

Wie visionär das Werk Bert-Hubls ist, zeigen Arbeiten aus den 50er und 60er Jahren, in denen er sich schon mit Themen wie Luftverpestung, Müll, Umweltzerstörung und den Gefahren der Atomkraft beschäftigte.
Mit außergewöhnlichem Weit- und Tiefblick wies er schon früh auf Risiken wie Verstädterung, Ozonloch und Gentechnik hin.
Anliegen der Multimedia-Performance „Visionen werden zur Wirklichkeit“ ist es, diese Visionen einem breiten Publikum zu verdeutlichen.

In einem eindrucksvollen Kurzfilm setzt dafür Heinz Westermann eine Auswahl der zukunftsweisenden Arbeiten des Künstlers in Bezug zu konkreten Ereignissen in der Wirklichkeit.
Mit eindringlicher Musik untermalt ziehen faszinierende visuelle Animationen die betroffen machende Verbindung von dem 1965 entstandenen Bert-Hubl-Werk „Fanale Atom-Zeichen“ zu den Nachrichtenbildern vom 26. April 1986 über die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl.

Beklemmend vermischt der Filmemacher Westermann die 1972 entstandene Bert-Hubl-Arbeit „Industrieller Lebens-Ausstoß“ mit den erschreckenden Bildern dioxinverseuchter Atemlosigkeit in Seveso (1976) und Bophal (1984).
Bedrückend fügen sich in dem ganz ohne Worte auskommenden Filmkunstwerk die gemalten Visionen Bert-Hubls mit realen Bildern von Hochwasserkatastrophen, Waldsterben und zerstörerischen Tornados.
 
Mitgerissen von der Kraft der überwältigenden Musik- und Bildkompositionen erlebt der Betrachter das „Verbrennen der Erde im All“ und das kaum aushaltbare Nichts der anschließenden „Erdleere“.
Aber der 20-minütige Film thematisiert nicht nur düstere Zukunftsvisionen. Bilder von der Nasa-Mission „Rover“ im Februar 2004 und der Landung von „Spirit“ auf der Marsoberfläche greifen in stimmungsvollen Impressionen Bert-Hubls 1985 entstandene Vision vom „Weg zur neuen Welt“ auf.

Spuren reiner Schönheit setzt der Mensch mit Füßen aus dem 2000 geschaffenen Werk „Der Gartenspiegel“ in diese neue Welt. Stimmungsvolle Bilder eines Sonnenblumenfeldes und das eine welkende Blüte aus dem Jahre 2002 mahnen den Betrachter am Ende des Films, selbst Verantwortung zu übernehmen und mit dafür Sorge zu tragen, dass Bert-Hubls Visionen von der Zerstörung unserer Welt niemals Wirklichkeit werden.

Die tief bewegten Zuschauer bedankten sich bei beiden Künstlern mit sehr viel Beifall. „Ich habe wirklich eine Gänsehaut bekommen. Der Film ist eine gelungene Übersetzung der Arbeiten Bert-Hubls und zugleich ein eigenständiges Kunstwerk“, fasste eine Besucherin ihre Eindrücke zusammen.


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