Bert-Hubls Arbeiten
finden auch international Beachtung.
Vom 21. bis 27. Dezember ist seine "Hub-Art in Vidi-Art"
in der renommierten Jehangir Art Gallery im indischen
Mumbai zu sehen.
von Martina Westermann
Lixfeld. Von Mumbai
aus reist
die Bert-Hubl-Kunst dann weiter nach Poona. Dort werden die Bilder des
Angelburgers, als weltweit erster nicht aus Indien stammender
Künstler,
in der
angesehenen Indiaart Gallery präsentiert.
Organisiert
wird dieser
deutsch-indische Kulturaustausch von Heinz Westermann, dem
Ausstellungskoordinator des Vereins zur Bert-Hubl-Kunstförderung
und seinem in
Poona
lebenden Freund Kiran B. Kadam. „Bei einem meiner Besuche in Indien
habe
ich ein Bert-Hubl-Werk als Gastgeschenk mitgebracht“, erzählt Westermann. Während deutsche
Kunstfreunde
oftmals eine Scheu davor haben ein Bild anzufassen und zu drehen -
obwohl
Bert-Hubl sich ausdrücklich wünscht, dass seine Kunst
vierseitig betrachtet
wird -
nahm der indische Freund das Kunstwerk spontan in die Hand und besah es
fasziniert von allen Seiten. Daraus entstand die Idee die
Bert-Hubl-Kunst nach
Indien zu bringen.
Den Kontakt
zur Jehangir Art Gallery
vermittelte Janaki A. Savant. Savant ist nicht nur die
Generalsekretärin der
Mahila Congress-Partei im indischen Bundesland Maharashtra Pradesh,
sondern
zugleich auch eine in Indien sehr angesehene Künstlerin, die bei
ihren eigenen
Ausstellungen so berühmte Besucher wie Sonia Gandhi
begrüßen kann.
„Normalerweise ist die
Galerie bereits bis 2014 komplett ausgebucht“, berichtet
Westermann. Aber nachdem er der Jehangir Art Gallery Fotografien von
ausgewählten Bert-Hubl-Werken, den Lebenslauf des
Künstlers und dessen
Kunstbuch „Erdzeit“ zugesandt hatte, kam von dort im Februar dieses
Jahres die
Mitteilung, dass in der Weihnachtswoche ein Termin frei geworden sei
und die
Galerie diesen gerne der Bert-Hubl-Kunst zur Verfügung stellen
würde.
Gemeinsam mit
dem Künstler wählte
Westermann 25 Gemälde und graphische Mischtechniken aus dem
eindrucksvollen
Lebenswerk des 77-jährigen Malers aus. Neben dem titelgebenden
Bild der
Kunstschau „Spurenlese – Signsgathering“ werden unter anderem auch
„Erdbahn im
Visier“, „Gartenspiegel“, „Natur und Psyche“, “Kultur-Halde“, „Genglob“
und
„Auf dem
Weg zur neuen Welt“ in Indien zu sehen sein.
„Das
faszinierende an der Kunst
Bert-Hubls ist, dass seine Bilder nicht nur relevant,
tiefgründig, visionär und sogar drehbar sind, sondern dass
sie bei all dem,
Dank ausgewogener Form- und
harmonischer Farbkompositionen, immer auch noch
einfach schön anzusehen sind“, erklärt der in
Gladenbach-Weidenhausen lebende
Kunstliebhaber.
Daher geht er davon aus, dass Werk des Malers auch
kulturübergreifend anspricht. „Wenn man sich auf Bert-Hubls Kunst
einlässt,
entdeckt der Betrachter in seinen Bildern einen ganz
besonderen seelischen
Tiefgang. Ich denke, dass dieser auch in Indien gut angenommen werden
wird“,
hofft Westermann.
Zur
Vorbereitung der Ausstellung
verbrachte der Indienliebhaber jetzt zwei Wochen in Mumbai und Poona.
Da es für
den Verein zu kostspielig gewesen wäre, die Bilder in einem
Frachtcontainer zu verschiffen, verzichtete der
50-jährige auf den Grossteil seines Reisegepäcks und packte
seine als Koffer
umfunktionierte Flipchardtasche statt dessen mit Bildern voll.
„Selbst ohne
Rahmen wogen alleine nur die Bilder trotzdem noch immer 16 Kilogramm“,
erinnert Westermann. Die verbleibenden vier erlaubten Kilogramm
Fluggepäckmenge füllte
er mit den
notwendigsten Kleidungsstücken. „Was ich darüber hinaus noch
brauchte habe ich mir einfach in Indien neu gekauft“, berichtet der
für ein
sonderpädagogisches Förderzentrum tätige Lehrer.
Während
der indische Zoll Touristen
aus Deutschland normalerweise immer durchwinkt, erregte die riesige
Bildertasche am Flughafen von Mumbai die Aufmerksamkeit der
Zöllner.
Aber als
Westermann von den geplanten Ausstellungen berichtete konnte er mitsamt
der
Bilder sogleich problemlos passieren.
In Poona
angekommen machten er und
sein Freund Kiran Padam sich erst einmal auf die Suche nach einem
geeigneten
Bilderrahmenbauer, welcher in der Lage sein musste, an Hand
eines mitgebrachten
Beispieles, die für die Bert-Hubl-Kunst erforderlichen drehbaren
Rahmenkonstruktionen nachzubauen. Fündig wurden sie auf dem Weg
zum Abendessen
ganz in
der Nähe von Padams Haus, in der Werkstatt von Chandrashekhar
Deshpande. „Die Drehbarkeit der Bilder hat ihn erst überrascht,
aber dann war
er ganz stolz auf den Auftrag“, erinnert
sich Westermann. Nur fünf Tage später
waren alle 25 Rahmen bereits fertig und die Kosten von 22.500 Rupien –
knapp 13
Euro pro Rahmen – lagen weit unter den in Deutschland
üblichen Preisen.
Als
nächstes standen
Gesprächstermine in der Indiaart Gallery in Poona und der Jehangir Art Gallery im 150 Kilometer
entfernten Mumbai auf dem Programm. Neben einer Besichtigung
der großzügigen,
nur leider nicht klimatisierten Galerieräumlichkeiten und
zeitlichen Absprachen
für das Hängen und Abhängen der Bilder, ging es dabei
unter anderem auch um
besondere
Auflagen der Galerien. „Während es in Deutschland beispielsweise
üblich ist Vernissagebesucher mit Sekt zu bewirten, herrscht in
der Jehangir
Art Gallery absolutes Alkoholverbot“, erklärt
Westermann einen der
landestypischen Unterschiede. Auch die Sichthöhe für das
Hängen der Bilder
liegt mit Blick auf die durchschnittlich geringere
Körpergröße der indischen
Bevölkerung
mit 1,60 Metern unter der in Deutschland üblichen Augenhöhe.
Von der
Galeriesekretärin bekam der
Ausstellungskoordinator auch eine Liste mit Adressen indischer
Kunstliebhaber,
internationaler Botschaften, sowie der wichtigsten indischen Zeitungen
und
Fernsehsender. „Um Porto zu sparen werde ich die gesamten Einladungen
in einem
Paket nach Indien schicken. Kiran übernimmt dann vor Ort das
Versenden der
einzelnen Briefe“,
erklärt er.
Pünktlich
zur Ausstellungseröffnung
am 21. Dezember wird Westermann erneut nach Indien fliegen. Die jetzt
bereits
gerahmten Bilder lagern derzeit dort fertig verpackt im Haus von Kiran
Kadam.
„Am Tag der Ausstellungseröffnung kommt Kiran am frühen
Morgen mit den Bildern
nach Mumbai zur Galerie“, plant Westermann. Gemeinsam stellen beide
dann jedes
Bild an den dafür
gewünschten Platz. Aufgehangen werden diese anschließend von
Galeriemitarbeitern. „Mit wie viel Respekt Kunst in Indien behandelt
wird zeigt
sich allein schon daran, dass alle Mitarbeiter
beim Hängen der Bilder
Handschuhe tragen müssen“, berichtet Westermann.
Die in
Bert-Hubls Werk einführende
Rede bei der Vernissage wird der Ausstellungskoordinator selber halten.
Eine
erste Verbindung zwischen der Kunst aus Deutschland und dem Leben in
Indien hat
er dafür bereits bei seinem letzten Besuch in einer indischen
Tageszeitung
gefunden. „Die Arabische See hat bei
Springflut innerhalb von drei Tagen 640 Tonnen Müll an den Strand
von Mumbai
geworfen“, erzählt Westermann. Insgesamt 107 Lastwagen voller
Müll mussten
entsorgt werden. „Als ich das las musste ich sofort an Bert-Hubls Werk
„Kulturhalde“ denken,
in dem der visionäre Künstler schon in den 50-er Jahren
des letzten Jahrhunderts mahnend auf
das Problem der Müllberge
hingewiesen hat“, erläutert er.
Bis
zum 27. Dezember
wird der Ausstellungskoordinator Bert-Hubls-Kunst in Mumbai und
anschließend
dann noch eine weitere Woche lang in Poona repräsentieren. „Wenn
die beiden
Ausstellungen dort gut angenommen werden,
kann ich mir gut vorstellen Bert-Hubls Bilder auch noch in anderen
indischen Galerien zu zeigen“, versichert Westermann.
In der Werkstatt von
Chandrashekhar Desphande wurden die 25 speziellen
Rahmen In
der renommeirten Jehangir Art Gallery im indischen Mubai sind hubls
Arbeiten im Dezember zu sehen.
in nur
fünf Tagen gefertigt.
(Fotos: Heinz Westermann)
Die
Arbeiten des 1932 in Aspenau/Pommern geborenen und seit 1969 in
Angelburg
beheimateten Künstlers Bert-Hubl finden nicht nur regional,
sondern auch
international breite Beachtung. Für seine weltweit einzigartige
„Hub-Art in
Vidi-Art“ - drehbare Werke mit zwei bis vierseitiger
Bildaussage - wurde er
wiederholt, unter anderem mit dem Preis für Vario-Kunst (Lyon),
dem Graphiker
Preis der Galeria de Arte (Rom), dem
Ars Grafica Preis (Florenz), dem Diploma
di Merito (Universita Della Arte) und dem Förderpreis des
Bundespräsidenten,
sowie 2007 für sein
herausragendes Lebenswerk auch mit dem regelmäßigen
Förderpreis des Bundespräsidenten auf Lebenszeit
ausgezeichnet. Eine thematisch
geordnete Präsentation in Buchform mit 100 zwischen 1952 und 2002
entstandenen
Arbeiten des Künstlers macht deutlich, dass das umfangreiche
Lebenswerk
Bert-Hubls in sechs Zyklen den Weg des Lebens vom Dasein zum Nichtsein
zeigt
und einen Abriss über das gesamte Spektrum
menschlicher, technischer,
ökologischer und mentaler Problemstellungen verarbeitet. Neben
regelmäßigen
Ausstellungen in der im Angelburger
Kunst- und Kulturhaus beheimateten
Bert-Hubl-Galerie präsentiert der Verein zur
Bert-Hubl-Kunstförderung das Werk
des Künstlers auch immer
wieder an anderen Orten. So fand 2002 das Kunst-Event
„Inferno im Waldfried“ an einer Schutzhütte mitten im Wald statt
oder ist für
2010 eine
Ausstellung in einer der renommiertesten Galerien im indischen Mumbai
geplant.