Oberhessische Presse 17.08.2009

"Seele" der Werke beieindruckt in Indien

Eine Auswahl der Bilder des Lixfelder Künstlers Bert-Hubl ist bald in Mumbai und Poona zu sehen

heinz
  Heinz Westermann mit Janaki A. Savant und seinem Freund Kiran B. Kadam (von links) mit einem der Hubl-Bilder, die in Indien
 ausgestellt werden.                                                                                       
                                                         (Foto: privat)

Bert-Hubls Arbeiten finden auch international Beachtung.
Vom 21. bis 27. Dezember ist seine "Hub-Art in Vidi-Art"
in der renommierten Jehangir Art Gallery im indischen
Mumbai zu sehen.

von Martina Westermann

Lixfeld. Von Mumbai aus reist die Bert-Hubl-Kunst dann weiter nach Poona. Dort werden die Bilder des Angelburgers, als weltweit erster nicht aus Indien stammender Künstler,
in der angesehenen Indiaart Gallery präsentiert.

Organisiert wird dieser deutsch-indische Kulturaustausch von Heinz Westermann, dem Ausstellungskoordinator des Vereins zur Bert-Hubl-Kunstförderung und seinem in Poona
lebenden Freund Kiran B. Kadam. „Bei einem meiner Besuche in Indien habe ich ein Bert-Hubl-Werk als Gastgeschenk mitgebracht“, erzählt  Westermann. Während deutsche
Kunstfreunde oftmals eine Scheu davor haben ein Bild anzufassen und zu drehen - obwohl Bert-Hubl sich ausdrücklich wünscht, dass seine Kunst vierseitig betrachtet wird -
nahm der indische Freund das Kunstwerk spontan in die Hand und besah es fasziniert von allen Seiten. Daraus entstand die Idee die Bert-Hubl-Kunst nach Indien zu bringen.

Den Kontakt zur Jehangir Art Gallery vermittelte Janaki A. Savant. Savant ist nicht nur die Generalsekretärin der Mahila Congress-Partei im indischen Bundesland Maharashtra Pradesh,
sondern zugleich auch eine in Indien sehr angesehene Künstlerin, die bei ihren eigenen Ausstellungen so berühmte Besucher wie Sonia Gandhi begrüßen kann. „Normalerweise ist die
Galerie bereits bis 2014 komplett ausgebucht“, berichtet Westermann. Aber nachdem er der Jehangir Art Gallery Fotografien von ausgewählten Bert-Hubl-Werken, den Lebenslauf des
Künstlers und dessen Kunstbuch „Erdzeit“ zugesandt hatte, kam von dort im Februar dieses Jahres die Mitteilung, dass in der Weihnachtswoche ein Termin frei geworden sei und die
Galerie diesen gerne der Bert-Hubl-Kunst zur Verfügung stellen würde.

Gemeinsam mit dem Künstler wählte Westermann 25 Gemälde und graphische Mischtechniken aus dem eindrucksvollen Lebenswerk des 77-jährigen Malers aus. Neben dem titelgebenden
Bild der Kunstschau „Spurenlese – Signsgathering“ werden unter anderem auch „Erdbahn im Visier“, „Gartenspiegel“, „Natur und Psyche“, “Kultur-Halde“, „Genglob“ und „Auf dem
Weg zur neuen Welt“ in Indien zu sehen sein.

„Das faszinierende an der Kunst Bert-Hubls ist, dass seine Bilder nicht nur relevant, tiefgründig, visionär und sogar drehbar sind, sondern dass sie bei all dem, Dank ausgewogener Form- und
harmonischer Farbkompositionen, immer auch noch einfach schön anzusehen sind“, erklärt der in Gladenbach-Weidenhausen lebende Kunstliebhaber.
Daher geht er davon aus, dass Werk des Malers auch kulturübergreifend anspricht. „Wenn man sich auf Bert-Hubls Kunst einlässt, entdeckt der Betrachter in seinen Bildern einen ganz
besonderen seelischen Tiefgang. Ich denke, dass dieser auch in Indien gut angenommen werden wird“, hofft Westermann.

Zur Vorbereitung der Ausstellung verbrachte der Indienliebhaber jetzt zwei Wochen in Mumbai und Poona. Da es für den Verein zu kostspielig gewesen wäre, die Bilder in einem
Frachtcontainer zu verschiffen, verzichtete der 50-jährige auf den Grossteil seines Reisegepäcks und packte seine als Koffer umfunktionierte Flipchardtasche statt dessen mit Bildern voll.
„Selbst ohne Rahmen wogen alleine nur die Bilder trotzdem noch immer 16 Kilogramm“, erinnert Westermann. Die verbleibenden vier erlaubten Kilogramm Fluggepäckmenge füllte er mit den
notwendigsten Kleidungsstücken. „Was ich darüber hinaus noch brauchte habe ich mir einfach in Indien neu gekauft“, berichtet der für ein sonderpädagogisches Förderzentrum tätige Lehrer.

Während der indische Zoll Touristen aus Deutschland normalerweise immer durchwinkt, erregte die riesige Bildertasche am Flughafen von Mumbai die Aufmerksamkeit der Zöllner.
Aber als Westermann von den geplanten Ausstellungen berichtete konnte er mitsamt der Bilder sogleich problemlos passieren.

In Poona angekommen machten er und sein Freund Kiran Padam sich erst einmal auf die Suche nach einem geeigneten Bilderrahmenbauer, welcher in der Lage sein musste, an Hand
eines mitgebrachten Beispieles, die für die Bert-Hubl-Kunst erforderlichen drehbaren Rahmenkonstruktionen nachzubauen. Fündig wurden sie auf dem Weg zum Abendessen ganz in
der Nähe von Padams Haus, in der Werkstatt von Chandrashekhar Deshpande. „Die Drehbarkeit der Bilder hat ihn erst überrascht, aber dann war er ganz stolz auf den Auftrag“, erinnert
sich Westermann. Nur fünf Tage später waren alle 25 Rahmen bereits fertig und die Kosten von 22.500 Rupien – knapp 13 Euro pro Rahmen – lagen weit unter den in Deutschland
üblichen Preisen.

Als nächstes standen Gesprächstermine in der Indiaart Gallery in Poona und der  Jehangir Art Gallery im 150 Kilometer entfernten Mumbai auf dem Programm. Neben einer Besichtigung
der großzügigen, nur leider nicht klimatisierten Galerieräumlichkeiten und zeitlichen Absprachen für das Hängen und Abhängen der Bilder, ging es dabei unter anderem auch um besondere
Auflagen der Galerien. „Während es in Deutschland beispielsweise üblich ist Vernissagebesucher mit Sekt zu bewirten, herrscht in der Jehangir Art Gallery absolutes Alkoholverbot“, erklärt
Westermann einen der landestypischen Unterschiede. Auch die Sichthöhe für das Hängen der Bilder liegt mit Blick auf die durchschnittlich geringere Körpergröße der indischen Bevölkerung
mit 1,60 Metern unter der in Deutschland üblichen Augenhöhe.

Von der Galeriesekretärin bekam der Ausstellungskoordinator auch eine Liste mit Adressen indischer Kunstliebhaber, internationaler Botschaften, sowie der wichtigsten indischen Zeitungen
und Fernsehsender. „Um Porto zu sparen werde ich die gesamten Einladungen in einem Paket nach Indien schicken. Kiran übernimmt dann vor Ort das Versenden der einzelnen Briefe“,
erklärt er.   

Pünktlich zur Ausstellungseröffnung am 21. Dezember wird Westermann erneut nach Indien fliegen. Die jetzt bereits gerahmten Bilder lagern derzeit dort fertig verpackt im Haus von Kiran Kadam.
„Am Tag der Ausstellungseröffnung kommt Kiran am frühen Morgen mit den Bildern nach Mumbai zur Galerie“, plant Westermann. Gemeinsam stellen beide dann jedes Bild an den dafür
gewünschten Platz. Aufgehangen werden diese anschließend von Galeriemitarbeitern. „Mit wie viel Respekt Kunst in Indien behandelt wird zeigt sich allein schon daran, dass alle Mitarbeiter
beim Hängen der Bilder Handschuhe tragen müssen“, berichtet Westermann.

Die in Bert-Hubls Werk einführende Rede bei der Vernissage wird der Ausstellungskoordinator selber halten. Eine erste Verbindung zwischen der Kunst aus Deutschland und dem Leben in
Indien hat er dafür bereits bei seinem letzten Besuch in einer indischen Tageszeitung gefunden. „Die Arabische See hat  bei Springflut innerhalb von drei Tagen 640 Tonnen Müll an den Strand
von Mumbai geworfen“, erzählt Westermann. Insgesamt 107 Lastwagen voller Müll mussten entsorgt werden. „Als ich das las musste ich sofort an Bert-Hubls Werk „Kulturhalde“ denken,
in dem der visionäre Künstler schon in den 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts
mahnend auf das Problem der Müllberge hingewiesen hat“, erläutert er.

Bis zum 27. Dezember wird der Ausstellungskoordinator Bert-Hubls-Kunst in Mumbai und anschließend dann noch eine weitere Woche lang in Poona repräsentieren. „Wenn die beiden
Ausstellungen dort gut angenommen werden,  kann ich mir gut vorstellen Bert-Hubls Bilder auch noch in anderen indischen Galerien zu zeigen“, versichert Westermann.
  

frames        gallery

In der  Werkstatt von Chandrashekhar  Desphande wurden die 25 speziellen  Rahmen          In der renommeirten Jehangir Art Gallery im indischen Mubai sind hubls Arbeiten im Dezember zu sehen.
in nur  fünf Tagen gefertigt.                                                                                                                                                                                                                                                                     (Fotos: Heinz Westermann)



Im Blickpunkt

       Bert-Hubl-Kunst auf großer Reise

bert-hublDie Arbeiten des 1932 in Aspenau/Pommern geborenen und seit 1969 in Angelburg beheimateten Künstlers Bert-Hubl finden nicht nur regional,
sondern auch international breite Beachtung. Für seine weltweit einzigartige „Hub-Art in Vidi-Art“ - drehbare Werke mit zwei bis vierseitiger
Bildaussage - wurde er wiederholt, unter anderem mit dem Preis für Vario-Kunst (Lyon), dem Graphiker Preis der Galeria de Arte (Rom), dem
Ars Grafica Preis (Florenz), dem Diploma di Merito (Universita Della Arte) und dem Förderpreis des Bundespräsidenten, sowie 2007 für sein
herausragendes Lebenswerk auch mit dem regelmäßigen Förderpreis des Bundespräsidenten auf Lebenszeit ausgezeichnet. Eine thematisch
geordnete Präsentation in Buchform mit 100 zwischen 1952 und 2002 entstandenen Arbeiten des Künstlers macht deutlich, dass das umfangreiche
Lebenswerk Bert-Hubls in sechs Zyklen den Weg des Lebens vom Dasein zum Nichtsein zeigt und einen Abriss über das gesamte Spektrum
menschlicher, technischer, ökologischer und mentaler Problemstellungen verarbeitet. Neben regelmäßigen Ausstellungen in der im Angelburger
Kunst- und Kulturhaus beheimateten Bert-Hubl-Galerie präsentiert der Verein zur Bert-Hubl-Kunstförderung das Werk des Künstlers auch immer
wieder an anderen Orten. So fand 2002 das Kunst-Event „Inferno im Waldfried“ an einer Schutzhütte mitten im Wald statt oder ist für 2010 eine
Ausstellung in einer der renommiertesten Galerien im indischen Mumbai geplant.
 


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