Oberhessische Presse 25.01.2010

Hubl-Kunst macht Station in Indien

Werke des 77-jährigen Lixfelder Malers waren in Mumbai zu sehen - Weitere Ausstellungen geplant

besucherinnen
Zwei Besucherinnen vor dem Bert-Hubl Bild „Erdbahn im Visier“. Werke des 77-jährigen Malers aus Lixfeld waren erstmals in Indien zu sehen.
                                                                                                  Weitere Ausstellungen sind geplant.                                                                                                                                     Foto: Westermann


Unter dem Thema „Spurenlese – Signsgathering“ waren 25 Gemälde und graphische Mischtechniken des Malers Bert-Hubl
in der Jehangir Art Gallery im indischen Mumbai zu sehen.


von Martina Westermann

Lixfeld.
Mehr als 15 000 Besucher erlebten an den sieben Ausstellungstagen bildlich die Schönheit der Natur im „Gartenspiegel“, warfen einen besorgten Blick auf den wachsenden
Müllberg der „Kulturhalde“, fürchteten sich vor den unwiderruflichen Folgen der „Atom Aura“, sahen die „Atmosphären-Lebens-Fähre im All“ verschwinden und machten
sich hoffnungsvoll auf den Weg „Zur neuen Welt“.
  Neben Kunstliebhabern und Kunstkritikern, Schulklassen und Studienseminaren, Familien mit Kindern und politischen Repräsentanten aus Mumbai und dem gesamten
Bundesstaat Maharashtra, gehörten
auch zahlreiche Touristen aus der ganzen Welt zu dem stetig strömenden Besucherfluss in der Auditorium Hall, dem größten Ausstellungssaal
der Galerie.
„Manche Besucher kamen sogar am folgenden Tag mit Familienangehörigen oder Studienkollegen wieder, um auch denen die Bilder zu zeigen“, erzählt Organisator
Heinz Westermann. Er ist Ausstellungskoordinator des Vereins zur Bert-Hubl-Kunstförderung
.
  Gemeinsam mit seinem in Poona lebenden Freund Kiran B. Kadam hat der in Gladenbach-Weidenhausen lebende Kunstliebhaber diesen deutsch-indischen Kulturaustausch
möglich gemacht. „Bei einem meiner Besuche in Indien habe ich ein Bert-Hubl-Werk als Gastgeschenk mitgebracht“, erzählt Westermann. Während deutsche Kunstfreunde
oftmals eine Scheu davor haben ein Bild anzufassen und zu drehen - obwohl Bert-Hubl sich ausdrücklich wünscht, dass seine Kunst vierseitig betrachtet wird - nahm der indische
Freund das Kunstwerk spontan in die Hand und besah es fasziniert von allen Seiten. Daraus entstand die Idee die Bert-Hubl-Kunst nach Indien zu bringen.

  Zur Vorbereitung der Ausstellung verbrachte der für ein sonderpädagogisches Förderzentrum tätige Lehrer bereits im Sommer zwei Wochen in Mumbai und Poona.
Pünktlich zur Ausstellungseröffnung am 21. Dezember flog der Indienliebhaber dann erneut nach Mumbai. Gemeinsam mit seinem Freund Padam übernahm er es täglich von
11 bis 19 Uhr die interessierten Galeriebesucher in das Werk des Künstlers einzuführen.


Bilder erlangen durch Rotation neuen Bedeutung

  „Während deutsche Kunstliebhaber eher zurückhaltend sind, haben die indischen Ausstellungsbesucher alle gedreht wie die Wilden“, erzählt Westermann. Erstaunlich schnell
habe sich ihnen erschlossen, dass der Inhalt der Bert-Hubl-Kunst im Auge des Betrachters liegt und jedes Bild gerade durch die Rotation immer wieder neue Bedeutungen gewinnt.
„Die haben so eifrig gedreht, dass wir mit dem gerade hängen der Bilder gar nicht mehr nachkamen“, erinnert er sich.
Die dauernd gedrehten und ständig irgendwie schief und schräg an den Wänden hängenden Bilder sorgten auch für einige Irritationen.
„Als die Galeriesekretärin Miss Menon zum ersten mal sah, wie Besucher die Bilder drehten, war sie völlig erschrocken und wollte gleich einschreiten“, erinnert sich Westermann.

Bilder zum Anfassen, so etwas habe es in der Jehangir Art Gallery seit ihrer Eröffnung 1952 noch nicht gegeben, erklärte ihm die sichtlich bestürzte Sekretärin.
  Für noch mehr Aufregung in der altehrwürdigen Galerie sorgten die restlos drehbegeisterten Besucher, die im Eifer ihrer neu gewonnen Kunstsichtweise, auch die Werke der
anderen Künstler, in den benachbarten Ausstellungsräumen, zu drehen versuchten.

  Auch die zahllosen Einträge im ausgelegten Gästebuch, spiegeln in verschiedensten Sprachen und Schriftzeichen zutiefst faszinierte Reaktionen auf die drehbare Bert-Hubl-Kunst.
Divya Dayal freute sich darüber in den Bildern aus dem fernen Europa die Farben Indiens - Orange, Grün und Weiß - und auch zahlreiche „Swastikas“ -  indische Glückssymbole
in Form eines Sonnenrades - entdecken zu können. „Ich danke Ihnen dafür, diese wunderbare Kunst in meine Stadt gebracht zu haben“, schrieb sie.


Ausstellungsbesucher wollten den Künstler
  Viele Ausstellungsbesucher bedauerten es jedoch, dass sie den Erschaffer dieser außergewöhnlichen Kunst nicht persönlich kennenlernen konnten. Einige äußerten sogar die
Absicht nach Deutschland zu reisen, um Bert-Hubl in seiner Angelburger Galerie zu treffen.
  Aus gesundheitlichen Gründen konnte der für sein herausragendes Lebenswerk unter anderem auch mit dem regelmäßigen Förderpreis des Bundespräsidenten auf Lebenszeit
ausgezeichnete Maler leider nicht persönlich nach Indien reisen. Um so stolzer und glücklicher strahlte er, als er jetzt, gemeinsam mit Westermann, die vielen Fotos, Videos und
Gästebucheinträge der Ausstellung betrachtete. Besonders freute er sich über die Einladung von Mumbais Bürgermeisterin Shraddha Shridhar und ihrem Kulturdezernenten,
seine „Hub-Art in Vidi-Art“, anlässlich der Eröffnung der neuen städtischen Kunsthalle im Januar, erneut in der indischen Metropole auszustellen.

Nach dem überwältigenden Erfolg dieser Ausstellung sind nun weitere Präsentationen in anderen indischen Galerien geplant. Von Mumbai aus reist die Bert-Hubl-Kunst zunächst
weiter nach Poona. Dort werden die Bilder des Angelburgers, als weltweit erster nicht aus Indien stammender Künstler, in der angesehenen Indiaart Gallery präsentiert.
  „Auch die Einladung von Mumbais Bürgermeisterin zu einer Ausstellung in der neuen städtischen Kunsthalle würden wir sehr gerne annehmen“, erklärt Westermann.
Leider wird das aber zur Eröffnung im Januar aus zeitlichen Gründen nicht möglich sein. „Aber wir bleiben in Kontakt mit ihr“, versichert er.

                                                        

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